Eine Stadt als Hauptdarstellerin – Medienkünstler Gordon Endt produziert Film
über Oldenburg mit Hilfe von KI
Künstliche Intelligenz (KI) kann auch Kunst, behaupten zumindest diverse Anbieter. Von midjourney über artsmart bis hin zu DeepAi bieten
mehr und mehr Apps und Webseiten an, mit nur wenigen Klicks beliebig viele Kunstwerke erzeugen zu können. Bildende Künstler reagieren auf diesen Trend gespalten. Denn immer schwingt die Frage mit, ob ein kreativer Prozess, der nicht menschlich ist, auch Kunst hervorbringen kann. Oder andersherum: Wie kreativ ist ein Künstler, wenn er Künstliche Intelligenz nutzt?
Der Medienkünstler Gordon Endt, seit April Stipendiat der Oldenburger Kunstschule e.V., beantwortet diese Frage differenziert. Er sieht keine
Konkurrenz zwischen Mensch und Maschine, im Gegenteil:
„Dank KI-Technologien werden neue Formen der Zusammenarbeit möglich gemacht, weil große Mengen von Daten verarbeitet werden können. Künstliche Intelligenz in Zusammenarbeit mit menschlicher Kreativität ermöglicht ein künstlerisches Arbeiten, bei dem viele Beteiligte gemeinsam ein Werk schaffen.“
Für Gordon Endt stellt sich KI als Partnerin dar, die die komplizierten Rechen- und Verarbeitungsprozesse übernimmt. Das macht den Weg frei für große Vorhaben. Entsprechend plant Gordon Endt, Absolvent der HBK Braunschweig, einen KI-gestützten Film für und mit den BürgerInnen der Stadt Oldenburg entwickeln. Unter dem Titel CCCC (“Creative Commons Crowd Canvas”) lädt der Künstler Gordon Endt alle BesucherInnen der Innenstadt ein, sich aktiv an dem Kreativprozess zu beteiligen. Dank der KI kann dabei wortwörtlich alles verarbeitet werden:
Geschichten, Bilder, Fakten, oder Geräusche: Das Material wird im Studio 10 gesammelt.
Die Beiträge werden durch KI-Software ausgewertet, komprimiert und fließen wieder in den kreativen Prozess ein.
Letztendlich versteht sich Gordon Endt als eine Art Regisseur der die KI programmiert und ihre Produkte bewertet und final zu einem Film
komponiert. Er arbeitet dabei im Grenzbereich zwischen ureigener menschlicher Kreativität und digitaler Datenanalyse.
Mit seinem Filmvorhaben ist Gordon Endt von einer Jury zum 2. Projektstipendiaten der Oldenburger Kunstschule e.V. ausgewählt worden. „Mit Gordon Endt haben wir einen Künstler gewinnen können, der KI als künstlerisches Werkzeug zu nutzen versteht. Gleichzeitig ist ihm die Bedeutung der Technik bewusst, denn sie fordert eine Antwort die Frage nach dem Menschlichen am Ende dieses künstlich-künstlerischen Prozesses.“ sagt Stipendiumsleiter Georg Lisek. „KI ist längst in unserem Alltag, aber noch lange nicht in unserem Bewusstsein präsent.“
Für ihn sei es jetzt geboten, sich mit den Möglichkeiten aber auch mit den ethischen Konsequenzen der Nutzung von KI auseinanderzusetzen, ganz praktisch und eben auch aus der künstlerischen Perspektive. Die Oldenburger Kunstschule e.V. schafft mit ihrem Stipendienprogramm ein Forum genau dafür. In der Zeit seines Stipendium von April bis November 2024 wird Gordon Endt sein Atelier im Studio 10 in der Langen Straße 10 einrichten. Das Studio wird zum Dreh- und Angelpunkt des Films; es wird zum Schnittraum, zur Bühne, Musik- und Animationsstudio. Interessierte können jederzeit die einzelnen Schritte der Filmproduktion beobachten und selbst aktiv werden.
2. Projektstipendium der Oldenburger Kunstschule im Studio 10, April bis Ende November 2024
Studio 10, Lange Straße 10, Innenstadt (beim Bronzepferd)
Öffnungszeiten Studio 10: Do. – Fr. 12-18Uhr
Oldenburger Kunstschule e.V., Weskampstraße 7, 26121 Oldenburg
Ansprechpartner: Georg Lisek, Stipendienleiter
Tel. (0441) 8 73 96, Fax. (0441) 8 79 54
www.oldenburger-kunstschule.de
Häufig gestellte Fragen
Wie wird KI benutzt?
Die meisten KIs werden benutzt, um Arbeitsprozesse zu automatisieren und so in der kurzen Zeit der Residency einen realistischen und effizienten Arbeitsablauf zu garantieren.
Einen kreativen Einsatz gibt es bei der Benutzung von Machine Vision-Software.
Diese könnte zum Beispiel dafür verwendet werden, um große, abstrakte Zeichnungen anhand von Aufzeichnungen von Menschenmassen zu erzeugen.
Kuration/Kontrolle über die KI? Menge des Materials?
Ich werde die KI-generierten Inhalte durch die Eingangsdaten kuratieren. Dadurch habe ich ein hohes Maß an Kontrolle, es können aber trotzdem zufällige und spannende Ergebnisse entstehen. Wie in meinem ursprünglichen Antrag angedeutet, sehe ich meine Position in der sogenannten “Missing Middle”. Die zwei entgegengesetzten Pole KI und Mensch sollen interagieren, nicht oppositionell agieren.
Die Menge des Materials muss aus Kapazitäts- und Zeitgründen beschränkt werden. Hier setze ich auf eine genaue Planung im Storyboard, die jede Szene und das benötigte Material festhält (Bildfrequenz/Frames per Second, Dauer der einzelnen Szenen).
Wie schreibt man kollaborativ ein Drehbuch?
Durch KI-Technologien werden neue Formen der Zusammenarbeit möglich gemacht, weil große Mengen von Daten und unterschiedlichste Einflüsse verarbeitet werden können.
Das Schreiben wird durch eine Mischform aus experimentellen Ansätzen gestaltet, die ein direktes und indirektes Einwirken auf den Film ermöglichen. Am realistischsten passiert dies in einer vereinfachten Form, die die Kuration auf ein Minimum beschränkt und auf Inspiration durch verschiedene Mitwirkende setzt.
Öffnungszeiten Studio 10: Do, Fr 12-18 Uhr